Montag, 29 May 2023

150 Jahre Hammerschmiede am Muckenbach bei Kenzingen (1867-2017)

Zur Geschichte der Hammerschmiede und ihre Erhaltung als Kulturdenkmal der Technikgeschichte

Die Hammerschmiede in der Muckentäler Aue des Kenzinger Hochwaldes zählt zu den wenigen betriebsfähig erhaltenen Schmieden in Baden-Württemberg. Im Jahre 2017 blicken wir auf ihre eineinhalb Jahrhunderte währende Geschichte zurück und feiern das Jubiläum „150 Jahre Hammerschmiede im Muckental (1867-2017)“.

Ihr Standort befindet sich auf einer ca. 9 km nordöstlich vom Ortskern Kenzingens gelegenen Parzelle des hinteren Bleichtals, 4 km östlich von Bleichheim und ca. 3 km nördlich von Ottoschwanden am Muckenbach; und zwar auf einem als Exklave zur Gemarkung Kenzingens gehörigen Geländestreifen, der Ottoschwanden im Westen und Norden umgreift und der im Mittelalter Teil der Grundherrschaft des Klosters Andlau im Elsass war. Der Muckenbach ist neben dem Goldbach der zweite wichtige Zufluss der Bleiche im Hintertal.

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Zur allgemeinen Geschichte der Wasserkraftnutzung

Das Kehrrad besteht aus zwei in der Drehrichtung versetzt angeordnete oberschlächtige Räder und dient in der Hammerschmiede zum einen als Schleifsteinantrieb und zum anderen der Erzeugung elektrischer Energie.Das Kehrrad besteht aus zwei in der Drehrichtung versetzt angeordnete oberschlächtige Räder und dient in der Hammerschmiede zum einen als Schleifsteinantrieb und zum anderen der Erzeugung elektrischer Energie.Wasserräder werden nach der Art ihrer Beaufschlagung des Wassers bezeichnet: Oberschlächtig bedeutet, dass das Wasser von oben in die Radschaufeln fließt, mittelschlächtig, dass das Wasser von hinten, etwas unterhalb der Radwelle auftrifft und unterschlächtig, dass das Wasser das Rad durch Auftreffen auf die unteren Schaufeln in Drehung versetzt. Schon in der Antike wurde die Wasserkraft zum Mahlen von Getreide über vertikal gelagerte Mühlräder unterschlächtiger Bauart genutzt.

Bei einem wasserbetriebenen Hammerwerk wurde üblicherweise das vor dem 19. Jh. durchweg aus Holz bestehende Wasserrad mit Kreuzarmen auf eine starke Eichenwelle (oft 70 bis über 100 cm Durchmesser) aufgekeilt. Dieser Wellbaum (auch Wendelbaum genannt) wird durch das Aufbringen schwerer eiserner Ringe, in welche radial eiserne Zapfen eingeschlagen sind, zur Nockenwelle. Dreht sich diese, werden die als zweiarmige Hebel konstruierten Schwanzhämmer angehoben (jeweils nur im Einzelbetrieb!) und fallen durch ihr Gewicht auf den Amboss zurück.

Wellbaum aus Eichenholz mit Nocken.Wellbaum aus Eichenholz mit Nocken.Auch die Nockenwelle war als technische Vorrichtung zur Umwandlung rotierender in lineare Bewegung schon in der Antike bekannt. Ungeklärt ist, seit wann die Nutzung von Wasserkraft in Kombination mit der Nockenwelle Eingang in die Eisenproduktion fand. Urkundlich belegt ist dies erst seit dem 13. Jahrhundert. Allerdings spricht vieles dafür, dass mindestens seit dem 11. Jahrhundert Nocken an von Mühlrädern angetriebenen Wellbäumen zum Heben von mit menschlicher Muskelkraft nicht zu bewältigenden Hämmern gewerblich genutzt wurden. Die Nockenwelle spielte zu Beginn des Hochmittelalters eine wichtige Rolle bei der Mechanisierung zahlreicher Gewerbe.

 

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Erzvorkommen in Bleibach, Simonswald und Kollnau bis 1870er Jahre

Hammerschmieden und Eisenhämmer entstanden ab dem späten Mittelalter überwiegend in den Regionen mit reichem Erzvorkommen wie Erzgebirge, Harz, Thüringer Wald oder Vogelsberg, am Rand der Fränkischen und Schwäbischen Alb sowie entlang der Bayerischen und der Österreichischen Eisenstraße (letztere sind vom Tourismus geprägte neue Bezeichnungen historischer Erz- und Eisentransportwege). Neben den Erzvorkommen waren auch ausreichend Wälder für die Gewinnung großer Mengen Holzkohle notwendig. Für den Standort war selbstverständlich das Vorhandensein ausreichender Wasserkraft entscheidend.

Die urkundlichen Nachweise über Erzvorkommen und Bergbau am Westrand des Schwarzwaldes gehen bis in das 11. Jahrhundert zurück. Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert zählte das Gebiet des Schwarzwaldes (etwa mit den Gruben von Todtnau, Schauinsland und Maßmünster) zu den wichtigsten Bergbauregionen im deutschen Raum. Die Wirtschaftskraft der Stadt Freiburg im Mittelalter basierte wesentlich auf dem Silberbergbau. In Hammerschmieden wurden jedoch Eisenerze verarbeitet. Diese wurden seit der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert zunächst in den Eisenschmelzwerken zu sogenannten Stücken aufbereitet. Der Antrieb des Ofengebläses erfolgte durch ein von Wasserkraft angetriebenes Triebrad (auch Wasser- oder Mühlrad genannt). Entsprechend mussten die Eisenverhüttungswerke abseits der Erzgewinnungsstätten in der Nähe eines Fließgewässers errichtet werden. Das Ausschmieden der nach dem Erstarren erneut im Holzkohlefeuer erhitzten schweren Stücke erfolgte in Hammerwerken, die ebenfalls durch ein Wasserrad angetrieben wurden. Die Arbeit in derartigen Eisenverhüttungswerken hat Friedrich Schiller in seiner Ballade „Der Gang nach dem eisernen Hammer“ eindrucksvoll poetisch umschrieben: Weiterlesen ...

Hammerschmieden in den Oberrheinischen Flusstälern des westlichen Schwarzwaldes

Von den für den regionalen Markt im westlichen Bereich des Schwarzwaldes produzierenden Hammerschmieden haben sich in den Flusstälern von Dreisam, Elz, Schutter und Bühlot noch insgesamt sieben Werke samt ihrer technischen Einrichtung erhalten. Sie werden in den Denkmallisten der jeweiligen Gemeinden als Kulturdenkmale nach § 2 des Baden-Württembergischen Denkmalschutzgesetzes geführt.

Drei von ihnen befinden sich an der Elz bzw. an deren Zuflüssen. Neben der Kenzinger Hammerschmiede im Muckental  sind dies das Hammerwerk in Elzach-Prechtal und die heute in die Gebäude der EHT bzw. TRUMPF Werkzeugmaschinen Teningen GmbH integrierte Hammerschmiede in Teningen (Emmendinger Straße 21) Letztere ist wohl die älteste. 1771 gründete Jakob Zimmermann hier einen Schmiedebetrieb, auf dessen Gelände 1815 ein über unterschlächtige Wasserräder angetriebenes Hammerwerk neu errichtet wurde. Dieses wurde gegen 1830 verbessert und mit drei verschiedenen Hämmern versehen. Danach wurde die Schmiede kontinuierlich an die  jeweiligen Erfordernisse und technischen Neuerungen der Zeit angepasst (z.B. Gebläse, Transmissionen, Lufthammer) und ist bis heute mit der kompletten funktionstüchtigen Einrichtung erhalten. Nicht genau datiert, aber wohl auch aus dem frühen 19. Jahrhundert stammt die zum Tag des offenen Denkmals 2015 wieder hergerichtete Hammerschmiede in Elzach-Prechtal (Triberger Straße 7a). Auch hier sind im Innern noch in ursprünglicher Form die Einrichtung mit drei Schwanzhämmern sowie der Mühlenkanal und ein rückwärtiges Schleifereigebäude (mit Transmissionen – u. a. für das Gebläse –) samt technischer Ausstattung erhalten.

Auch für die Hammerschmieden an der Schutter im Ortenaukreis werden Erbauungszeiten im frühen 19. Jahrhundert angenommen. Die eine steht in Lahr im Ortsteil Reichenbach (Schindelstraße 8), die andere in Seelbach, (Litschental 11a). Letztere gehört zu einem Hofkomplex mit Wirtshaus, das im Jahre 1821 errichtet wurde.

Die Geschichte der Kienzler-Schmiede in Kirchzarten (Am Bach 4) im Dreisamtal reicht bis in das 18. Jahrhundert zurück. Die Ursprünge der Geiserschmiede an der Bühlot im Bühlertal (Hauptstraße 68) im Kreis Rastatt als Mahlmühle reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Erst 1890 wurde die Mühle von einem Schmied erworben, der nun den Wasserantrieb für eine Hammerschmiede umfunktionierte. Nachdem 1961 der Schmiedebetrieb eingestellt worden war, wurde die Schmiedewerkstatt 1994-1999 wieder funktionstüchtig gemacht und  zum Heimatmuseum ausgebaut. 

Die Hammerschmiede im Muckental

Auf der Kenzinger Talseite, dem Muckental, findet sich im Kellergeschoß des Gasthauses "Zur Hammerschmiede" eine der letzten gut erhaltenen Hammerschmieden des Schwarzwaldgebietes. Sie ist zugleich jüngste und derzeit einzige noch kontinuierlich betriebene Wasserkraftanlage im Bleichtal.

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Im Jahr 1867 vom damaligen Muckenmüller Joseph Wehrte errichtet, sollte sie seinem Sohn Rudolf als künftige Existenzgrundlage dienen. Er hatte den Beruf des Hammerschmieds erlernt und da in der Umgebung ein ständiger Bedarf an einfachen land- und forstwirtschaftlichen Geräten und Steinbruchwerkzeugen bestand, lässt sich diese Entscheidung leicht nachvollziehen. Dieser Film wurde von Hans-Jürgen R. P. van Akkeren gemacht und am 22.06.2014 veröffentlicht. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=DgtOEqosM_U

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